Jeder Mensch ist in einem anderen Land geboren. In der Regel wachsen Kinder auch in den Ländern auf, in denen sie geboren worden sind. Sie erlernen die Sprache und die Sitten ihres Geburtslandes und sie erfahren die Bildung, die ihnen ihr Geburtsland zu Teil werden lässt. Wenn sie erwachsen geworden sind, empfinden sie das Land, in dem sie geboren und aufgewachsen sind als ihre Heimat. Die Landschaft, die Menschen, die Gerüche, die Erlebnisse aus der Kindheit und vieles mehr sind Teil des Heimatbezuges. Das Heimatgefühl gehört zu jenen intensiven Gefühlen, die man Menschen nicht wegnehmen kann. Das Heimatgefühl vermittelt Menschen auch einen gewissen Stolz auf ihr Heimatland und lässt sie jubeln, wenn eine Sportmannschaft ihres Heimatlandes über Mannschaften aus anderen Ländern triumphiert.
Auch Menschen, die ihr Heimatland verlassen, verlieren ihr Heimatgefühl und ihre Muttersprache nicht und verspüren auf Dauer eine innere Verbundenheit zu dem Land, in dem sie geboren und aufgewachsen und aus dem sie gekommen sind.
In Deutschland ist das Verhältnis der Deutschen zu ihrem Geburtsland verkrampft. Es gehört zum guten Ton, wenn man bei Fußballweltmeisterschaften für Deutschland jubelt aber es geht gar nicht, wenn man den Anschein erweckt, als würde man nationalistisch denken. In Deutschland ist man hipp, wenn man in einem Hofladen Bioware einkauft aber man würde kritisch beäugt, wenn man öffentlich zum Kauf deutscher Produkte aufrufen würde. Dem Deutschland der Vergangenheit darf man auf keinen Fall irgendetwas Gutes abgewinnen. Das würde einen sofort verdächtig machen. In Deutschland gehört es inzwischen zum intellektuellen Anspruch von Vielen, sich nicht mehr als Deutsche, sondern als Europäer oder besser noch als Weltbürger zu fühlen. Der Verfasser wagt die These, dass dies tief im Inneren der Menschen mit deren wirklichem Heimatgefühl kollidiert.
Wir können selbstverständlich so weiterleben, wie wir es gerade machen und wie es von der aktuellen Politik vorgelebt wird. Wir können uns damit abfinden zuzusehen, wie Menschen aus anderen Ländern und Kulturen uns in unserem eigenen Land einen familiären Zusammenhalt vorleben, der uns neidisch staunen lässt und den es bei uns schon lange nicht mehr gibt. Wir können es auch selbstverständlich als angenehm empfinden, wenn wir in der U-Bahn einer deutschen Großstadt fahrend kein einziges deutsches Wort mehr hören. Wir müssen uns nur darüber im Klaren sein, was wir mit dieser bezugslosen Lebensweise an Lebensglück und Chancen verpassen.
Der gelebte Stolz auf das eigene Land wäre eine unerschöpfliche Energiequelle für den Zusammenhalt von Familien, für die Hilfsbereitschaft gegenüber dem Nachbarn, für den Wunsch zur positiven Gestaltung der Verhältnisse im eigenen Land, für den Schutz der Natur durch den gelebten Rückgriff und die gelebte Beschränkung auf die lokalen Ressourcen, für den sportlichen Wettkampf mit anderen Nationen beim Klimaschutz und bei vielen anderen Dingen. Deutschland muss sich deswegen nicht isolieren und kann friedlich mit allen anderen Ländern zusammenarbeiten und zusammenleben.
Wir machen einen Fehler, wenn wir glauben, dass sich auf absehbare Zeit daran etwas ändern wird, dass sich auf der Welt knapp 200 verschiedene Länder befinden. Wir machen einen Fehler, wenn wir glauben, dass es den Ländern dieser Welt nicht in erster Linie um das eigene Wohlergehen gehen wird. Jede internationale Zusammenarbeit findet bislang in der Regel dort ihre Grenze, wo sie zu Nachteilen für das eigene Land führt. Selbst in der Europäischen Union ist das so. Den Slogan „Amerika first“ können wir verteufeln und uns intellektuell darüber hinwegsetzen aber etwas daran ändern, dass es die Grundregel der Weltwirtschaft ist, dass nur einer das Geschäft macht, können wir nicht.
Lasst uns Deutschlandfahnen hissen und damit unserer Heimatliebe Ausdruck verleihen. Lasst uns darüber freuen, dass wir Deutsche sein dürfen und lasst uns die gesamte daraus fließende positive Energie für sinnvolle Zwecke einsetzen. Es sollte uns nicht gefühlt einen, dass wir in der Mehrzahl über wirtschaftlichen Wohlstand verfügen und ein Auto haben oder dass wir alle einen besonders individuellen Lebensstil pflegen. Es sollte uns vielmehr gefühlt einen, dass wir Deutsche sind. Auch mit dem Stolz auf das eigene Land können wir anderen Ländern und allen Menschen aus anderen Ländern den ihnen selbstverständlich gebührenden Respekt entgegenbringen und ihnen in Freundschaft verbunden sein. Nichts auf dieser Welt wird schlechter dadurch, dass wir uns mehr als bisher zu unserem eigenen Land mit allen seinen Stärken und Schwächen und mit allen seinen Errungenschaften und Fehlern bekennen. Nichts ist stärker als eine Gruppe von Menschen, die ihre Kraft aus einem inneren Zusammenhalt schöpft und in die gleiche Richtung arbeitet und nichts spricht dagegen, auf den inneren Zusammenhalt zurückzugreifen, der aus der Liebe zu unserer Heimat entsteht.
Aus dieser inneren Stärke entsteht auch ein gesundes Selbstbewusstsein einer ganzen Nation. Selbstbewusstsein ist ein Wert, der Deutschland leider fehlt. Das hat auch Folgen. Eine Folge ist die, dass Deutschland im Konzert der wichtigen Länder dieser Erde als Verhandlungspartner nicht wirklich ernst genommen wird. Der ständige Ruf deutscher Politiker nach deutschen diplomatischen Beiträgen in Krisensituationen auf der Welt darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Effekt deutscher Bemühungen in der Regel gegen Null geht und selbstbewusste Nationen nicht davon abhält das zu tun, was sie zu tun beabsichtigen.
Thomas Guldenkirch (15. Februar 2020)