1- Oh je, die Medien!

Wer die Berichterstattung in den deutschen Medien über einen längeren Zeitraum hinweg aufmerksam verfolgt, der stellt fest, dass die journalistische Berichterstattung ganz überwiegend von einer tendenziell linksgerichteten politischen Gesinnung getragen wird. Das erkennt man an der Prominenz, die einem Thema bei der Berichterstattung zugeordnet wird. Man erkennt es daran, wie umfangreich über ein Thema berichtet wird und man erkennt es daran, mit welchem Inhalt über ein Thema berichtet wird. Wer behauptet, die journalistische Berichterstattung in unserem Land sei politisch neutral, der verkennt die Realität.

Menschen, die konservativ sind und politisch rechts stehen, fühlen sich durch die Berichterstattung in den deutschen Medien deswegen auch eher in ihrer Person angegriffen und als Teil einer medial eher ausgegrenzten Gruppe.

Interessant ist, dass in Deutschland im Zusammenhang mit politisch relevanten Ereignissen oftmals Blitzumfragen zu Meinungen oder Stimmungen durchgeführt werden und dass deren Ergebnis in der Regel dem entspricht, was als Konsens in der gerade aktuellen journalistischen Berichterstattung wahrgenommen werden kann. Das heißt mit anderen Worten, dass die deutsche Bevölkerung in unserer sehr von Medien dominierten Welt die Meinungen einer tendenziell linksorientierten Berichterstattung adaptiert. Die so zustande gekommenen Umfrageergebnisse tragen dann wieder dazu bei, dass Menschen, die politisch rechts stehen, zur öffentlichen Minderheit werden und als Minderheit weiter unter Druck geraten.

Es gibt unzählige Beispiele. Gerade interessant war zum Beispiel die Berichterstattung zur Landtagswahl in Thüringen 2020, die unisono zum Inhalt hatte, dass die Wahl eines FDP-Ministerpräsidenten im Thüringer Landtag mit den Stimmen der rechten AFD und gegen den gemeinsamen Kandidaten von Linken, SPD und Grünen ungeschehen gemacht werden müsse und die dazu passende Blitzumfrage unter Bürgern, die diese Berichterstattungsmeinung mehrheitlich nachzeichnete. Im Zuge der aktuellen journalistischen Berichterstattung hatte es so gut wie keinen einzigen Bericht gegeben, der sich gegen das Verhalten des Kandidaten der linken Gruppierung richtete oder dessen Führungsanspruch aufgrund fehlender Mehrheit im Landtag in Zweifel zog oder der zum Thema gemacht hätte, dass es eine Wahl von demokratisch gewählten Abgeordneten nach den demokratischen Wahlregeln der Thüringer Verfassung mit gültigem Ergebnis gewesen war. Auch mit dem Sinn und Zweck der von der Thüringer Verfassung für die Ministerpräsidentenwahl vorgegebenen geheimen Abstimmung beschäftigte sich kein Bericht im zeitlichen Zusammenhang mit den Geschehnissen. Vergeblich suchte man auch etwas Positives über immerhin ein Fünftel der Thüringer Wahlbevölkerung, das die AFD mit Landtagsmandaten für die Ministerpräsidentenwahl ausgestattet hatte. Natürlich waren die Geschehnisse im Thüringer Landtag viel zu komplex, als dass ein Normalbürger sich auf die Schnelle eine eigene Meinung abseits der Mainstream-Berichterstattung hätte bilden können. So passte dann am Ende optisch das Ergebnis von Blitzumfragen zum Tenor der Berichterstattung und alles erschien irgendwie logisch, während sich in Wirklichkeit die tatsächliche „Wahrheit“ von der durch Berichterstattungen und Umfragen vorgegebenen „Wahrheit“ erheblich unterschieden hat. In den Sog der medialen Berichterstattung und der durch mediale Berichterstattung beeinflussten Meinungsbildung sind dann in kürzester Zeit auch die FDP und die CDU geraten, die zum Wahlergebnis durch ihr bekannt gewordenes Abstimmungsverhalten positiv beigetragen hatten. Sie mussten so schnell wie möglich gegenüber ihrem Abstimmungsverhalten im Landtag „zurückrudern“, um Schaden von ihren Parteien abzuwenden.

Dass viele journalistisch tätige Menschen dem politisch linken Spektrum angehören, dürfte nicht von ungefähr kommen. Es dürfte sich in der Mehrzahl um engagierte Personen handeln, die bereits in jungen Jahren vom Drang, die Verhältnisse in ihrer Umgebung durch das Mittel der Berichterstattung zu verbessern, infiziert worden sind. Bei der Infizierung dürfte es alters- und ausbildungsbedingt eher um empathische Standpunkte und weniger um Standpunkte gegangen sein, bei denen Gesichtspunkte wie Leistung, Eigenverantwortung und Lebensschicksal im Vordergrund standen. Es gibt keinen Grund, ihnen das vorzuwerfen.

Das Mittel der medialen Berichterstattung verkörpert in unserem Land eine nicht zu unterschätzende politische Macht. Das ergibt sich schon daraus, dass es zu den Hauptaufgaben unserer Politiker gehört, zum Zwecke der Selbsterhaltung möglichst immer sofort und öffentlich wahrnehmbar auf die gerade aktuelle Berichterstattung in den Medien zu reagieren. Die Berichterstattung in den Medien beeinflusst die politische Agenda enorm und bindet damit auch erhebliche Ressourcen des politischen Geschäfts. Die Macht, die in der Berichterstattung steckt, wird bewusst oder unbewusst in Richtung der persönlichen politischen Gesinnung der Berichterstatter ausgespielt. Und die ist eben erkennbar mehrheitlich links.

Diese zum Teil bewusste aber wahrscheinlich überwiegend unbewusste tendenziöse Berichterstattung in den Medien richtet sich in letzter Zeit ganz überwiegend gegen politisch rechts agierende oder stehende Menschen, seien es Politiker, Parteimitglieder, Sympathisanten oder Wähler. Oft wird die erkannte oder vermutete Nähe zu rechtsradikalem Gedankengut in den Mittelpunkt der Berichterstattung gerückt. Dagegen unterbleibt eine neutrale Berichterstattung dazu, was losgelöst von einzelnen Personen konkret an rechten politischen Forderungen und rechten politischen Argumenten im Raum steht. Der Grund für diese personenorientiere Berichterstattung dürfte sein, dass es den Berichterstattenden gefühlt mehr um die Bekämpfung eines Feindes als um die Beförderung des politischen Diskurses in unserer Gesellschaft geht.   

Das alles ist deswegen von Belang, weil das Ergebnis eine Spaltung der Gesellschaft mit hohem Radikalisierungspotenzial ist. Viele Bürger, die konservativ sind und damit politisch rechts stehen, fühlen sich durch die Art der Berichterstattung verteufelt, geben sich nur noch ungern zu erkennen und suchen den Schutz von Meinungsblasen. Letzteres wird dann oft wieder zum Gegenstand einer gegen sie gerichteten Berichterstattung. Dabei wird übersehen, dass sich jeder Mensch seine eigenen Blasen sucht, auch Journalisten.

Wir sollten das alles zumindest zur Kenntnis nehmen. Ziel von uns allen muss es sein, uns eine möglichst freie eigene Meinung über die jeweiligen Themen zu bilden und dabei gedanklich auch den Tenor der gerade aktuellen medialen Berichterstattung überwinden zu können. Natürlich wäre es auch schön, wenn wir zum Zwecke der Meinungsbildung das eine oder andere Mal die eigene Blase verlassen würden. Das ist aber alles leichter gesagt als getan.

Für die Politik sollte gelten, dass man unsere Gesellschaft nicht dadurch gestaltet, dass man sich mit Reaktionen auf die tägliche Medienberichterstattung beschäftigt.

Thomas Guldenkirch (15. Februar 2020)