Ein Ziel von Wirtschaft ist die Wiederholung von Geschäften. Deswegen enthält auch dieser Beitrag Wiederholungen In Form von Copy and Paste Elementen.
Im Wahlkampf zur letzten Bundestagswahl 2017 war ein Wahlkampfargument der CDU/CSU die Betonung, dass sie nicht für eine reine Marktwirtschaft, sondern für die in Deutschland praktizierte soziale Marktwirtschaft stünde. Mit der sozialen Marktwirtschaft würde sichergestellt, dass die Wirtschaft auch für die Allgemeinheit da wäre. Genau genommen hätte man auch sagen können, dass man alles beim Alten lassen möchte, denn gesellschaftliche Aufbrüche waren mit dem Hinweis auf die existierende soziale Marktwirtschaft nicht verbunden.
Ich sehe zwar, dass die soziale Marktwirtschaft in Deutschland an der einen oder anderen Stelle durch Regelungen hervortritt, die für die Allgemeinheit von Interesse sind. Sozial finde ich die Marktwirtschaft in Deutschland aber nicht. Hier wie überall sonst auch auf der Welt auch geht es den Unternehmensinhabern, die oft genug auch im Ausland sitzen, um die Erzielung eines maximalen Gewinns und nicht um Wohltaten für die deutsche Gesellschaft. Wenn die Ertragslage dadurch verbessert werden kann, dann wird ohne Zögern tausenden von Arbeitnehmern gekündigt (im Unternehmerdeutsch werden sie „sozialverträglich abgebaut“). Die damit verbundene gesellschaftliche Not spielt dabei keine Rolle, bestenfalls noch die Überlegung, wie man ohne größeren Imageschaden davonkommt. Wenn die Gewinnmarge gesteigert werden kann, dann werden von der Lebensmittelindustrie auch gerne mal hochwertigere Lebensmittelzutaten durch minderwertigere und günstigere Lebensmittelzutaten ersetzt. Der Dienst an der Gesellschaft spielt dabei keine Rolle, höchstens noch die Vermeidung von offensichtlichen gesundheitlichen Risiken für die Konsumenten. Wenn es den eigenen Gewinnen dient, dann werden Produktionen auch gerne in Billiglohnländer am anderen Ende der Welt verlagert und weltumspannende Transporte von Wegwerfgütern in Kauf genommen. Der Schutz der Umwelt spielt dabei ebenso wenig eine Rolle wie das Generieren von heimischen Arbeitsplätzen zum Erreichen einer hohen Beschäftigungsquote. Die Aufzählung von Entscheidungen der Wirtschaft gegen elementare Interessen unserer Gesellschaft ließe sich noch lange fortsetzen. Ein generelles Schlechtmachen von Wirtschaft ist aber nicht der Sinn dieses Beitrags, denn das Betreiben von Wirtschaft schafft für viele von uns die Lebensgrundlage und die Möglichkeit, einer geregelten Arbeit in der Wirtschaft nachgehen zu können, ist für das Leben vieler Arbeitnehmer/innen existenzsichernd und sinnstiftend.
Trotzdem wissen die Menschen in ihrer Eigenschaft als Arbeitnehmer und in ihrer Eigenschaft als Verbraucher längst, dass auch die soziale Marktwirtschaft in Deutschland kein echter Freund mehr ist, wenn es darum geht, Gewinne zu erzielen oder zu steigern.
Wie aber könnten wir eine soziale Marktwirtschaft in Deutschland mit politischen Mitteln so gestalten, dass der wirtschaftliche Erfolg des Unternehmers und der soziale Erfolg der Gesellschaft Hand in Hand gehen? Eigentlich ganz einfach. Durch Transparenz an der richtigen Stelle. Wir brauchen dafür keine Weltideologien und keine diktatorischen Gesetze. Wir brauchen die Globalisierung nicht verteufeln und wir brauchen schon gar keine Planwirtschaft. Wir brauchen nur Transparenz an den für die Gesellschaft entscheidenden Punkten herzustellen. Was aber sind die entscheidenden Punkte?
1. Steuern
Ein Unternehmen ist sozial, wenn es in Deutschland Steuern zahlt und damit seinen Beitrag zur Finanzierung der von Politik definierten gesellschaftlichen Aufgaben leistet.
Es ist umso sozialer, je mehr Steuern es im Verhältnis zu dem von ihm in Deutschland erzielten Umsatz in Deutschland entrichtet. Wir haben ein elementares Interesse daran, dass Unternehmen möglichst hohe Steuerzahlungen an unseren Staat entrichten, weil der Staat damit seine Aufgaben finanzieren und weil damit die Steuerlast für alle Menschen in Deutschland erträglicher gestaltet werden kann. Unser Interesse an möglichst hohen Steuereinnahmen ist aber nicht gleichzusetzen mit einem Interesse an einem möglichst hohen Steuersatz für Unternehmen. Schon eher ist es gleichzusetzen mit dem Interesse daran, dass sich Unternehmen nicht um die ganz normalen Steuern mit strategischen Unternehmenskonstruktionen herumdrücken.
Angenommen der Umsatz eines anderen Unternehmens in Deutschland beträgt ebenfalls 1 Million Euro und die von diesem Unternehmen an den deutschen Staat bezahlten Steuern betragen 150.000 Euro. Dann beträgt die rechnerische Steuerquote dieses Unternehmens bezogen auf dieses Verhältnis 15%.
Wir als Gesellschaft haben ein größeres Interesse an den Geschäften des zweiten Unternehmens, weil es einen größeren Beitrag zum Gelingen von Gesellschaft leistet.
An dem Coffee to go eines Unternehmens, das seine Geschäfte in Deutschland so gestaltet, dass der deutsche Staat überhaupt keine Steuerzahlungen bekommt, habe ich ganz persönlich nur ein geringes Interesse und trinke bei vergleichbaren Produkten lieber etwas anderes.
Wenn wir eine sozial relevante Transparenz in unserer Wirtschaft herstellen möchten, brauchen wir nichts weiter zu tun als die Unternehmen zu verpflichten, die sie nach dem angegebenen Verhältnis betreffende Steuerquote aus dem vergangenen Jahr auf ihren Produkten anzugeben. Der Umsatz ist jedem Unternehmen aufgrund kaufmännischer Buchführung ebenso bekannt wie die Steuerlast, die sich aus dem Steuerbescheid ergibt. Die Herstellung der Transparenz ist einfach und ein Steuergeheimnis sollte dieser Angabe auch nicht im Wege stehen und wenn doch, dann müssen wir es eben insoweit wegen eines übergeordneten Interesses der Gesellschaft abschaffen. Das führt zu keinen relevanten Schäden.
Wenn die Quote auf jedem Produkt angegeben ist, dann kann jeder Produktabnehmer und insbesondere jeder Verbraucher sein Konsumverhalten danach ausrichten, unterliegt aber insoweit keinem Zwang. Wenn wir wollen, dann können wir aber mit unserem eigenen Konsumverhalten ganz gezielt zum Gelingen von sozialer Marktwirtschaft dadurch beitragen, dass wir das sozialere Unternehmen das Geschäft machen lassen. Kein Unternehmen unterliegt jedoch mit Ausnahme der verpflichtenden Angabe irgendeinem Zwang. Es kann selbst entscheiden, ob es an dieser Stelle einen sozialen Wettbewerbsvorteil für sich generieren will oder nicht.
2. Arbeitnehmer
Ein Unternehmen ist sozial, wenn es in Deutschland Arbeitsplätze schafft und damit deutschen Arbeitnehmern dazu verhilft, ein sinnhaftes Leben in sozialer Sicherheit leben zu können.
Wir haben ein elementares Interesse daran, dass Unternehmen möglichst viele Arbeitsplätze in Deutschland schaffen, denn Arbeitsplätze sind für uns alle sinnstiftend und ermöglichen uns, wie kaum sonst etwas, die soziale Teilhabe.
Wenn wir einen Arbeitsplatz mit einem Einkommen gleichsetzen, von dem Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen auch leben können, dann haben wir allerdings in erster Linie ein Interesse an der Schaffung von Vollzeitarbeitsplätzen mit normalen Gehältern und nicht an der Schaffung von Arbeitsplätzen für geringfügig Beschäftigte, die nur ein Gehalt bis 450 Euro bekommen.
Angenommen der Umsatz eines Unternehmens in Deutschland beträgt 10 Million Euro, dann ergibt sich mit einem Divisor von 10.000 ein Umsatzquotient von 1.000. Angenommen, das Unternehmen schafft für seinen Umsatz in Deutschland 20 Vollzeitarbeitsplätze in Deutschland, dann beträgt die rechnerische Arbeitsplatzquote in Bezug auf den Umsatzquotienten von 1.000 2%.
Angenommen der Umsatz eines anderen Unternehmens in Deutschland beträgt ebenfalls 10 Million Euro und es schafft dafür hier aber 40 Arbeitsplätze. Dann beträgt für dieses Unternehmen die rechnerische Quote 4%.
Wir als Gesellschaft haben ein größeres Interesse an den Geschäften des zweiten Unternehmens, weil es durch die Schaffung von mehr Arbeitsplätzen im Verhältnis zu dem erzielten Umsatz auch einen größeren Beitrag zum Gelingen von Gesellschaft in Deutschland leistet.
An den Produkten eines Unternehmens, das seine Geschäfte in Deutschland so gestaltet, dass es hier so gut wie keine Arbeitsplätze schafft, habe ich ganz persönlich nur ein untergeordnetes Interesse und kaufe bei vergleichbaren Produkten lieber etwas anderes.
Wenn wir eine sozial relevante Transparenz in unser Wirtschaft herstellen möchten, brauchen wir nichts weiter zu tun als die Unternehmen zu verpflichten, die sie betreffende Arbeitsplatzquote aus dem vergangenen Jahr auf ihren Produkten anzugeben. Ganz einfach (zu bestimmten Vertriebskonstellationen kommen wir noch).
Wenn die Quote auf einem Produkt angegeben ist, dann können Produktabnehmer und insbesondere Verbraucher ihr Konsumverhalten danach ausrichten, unterliegen aber insoweit keinem Zwang. Wenn wir wollen, dann können wir mit unserem Konsumverhalten aber ganz gezielt zum Gelingen von sozialer Marktwirtschaft dadurch beitragen, dass wir das sozialere Unternehmen das Geschäft machen lassen. Kein Unternehmen unterliegt jedoch mit Ausnahme der verpflichtenden Angabe irgendeinem Zwang. Es kann selbst entscheiden, ob es an dieser Stelle einen sozialen Wettbewerbsvorteil für sich generieren will oder nicht.
3. Löhne und Gehälter
Ein Unternehmen ist sozial, wenn es nicht nur Vollzeitarbeitsplätze schafft, sondern auch Löhne und Gehälter bezahlt, die über einem Minimum liegen und den Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen ein Leben ermöglichen, das ohne zusätzliche Sozialleistungen der Gesellschaft auskommt.
Wenn wir wissen wollen, wie das sozial relevante Lohn- und Gehaltsniveau eines Unternehmens ist, dann dürfen wir nicht nach den besonders guten Löhnen und Gehältern und auch nicht nach irgendwelchen, durch einzelne Spitzengehälter beeinflussten, Durchschnittswerten schauen. Nein, wir müssen uns nach dem schwächsten Glied in der Kette und dem geringsten Lohn erkundigen und diesen Wert in das Verhältnis zu dem in Deutschland gültigen Mindestlohn setzen. Der gültige Mindestlohn ist in der Regel die Größe anhand derer in Deutschland politisch darüber diskutiert wird, ob man davon leben kann oder nicht. Er stellt damit einen Schwellenwert für diese entscheidende Frage dar. Mit dem Verhältnis des geringsten Lohns zum Mindestlohn kennen wir die sozial relevanten Verhältnisse. In Deutschland beträgt der Mindestlohn aktuell 9,35 €/Stunde. Wenn der geringste Lohn in einem Unternehmen 10,20 €/Stunde beträgt, dann ergibt sich ein Plus von 0,85 €. Wenn der geringste Lohn in einem Unternehmen 11,75 €/Stunde beträgt, dann beträgt das Plus 2,40 €. Der Unterschied ist für das Gelingen von Gesellschaft sehr bedeutsam.
Wenn wir eine sozial relevante Transparenz in unserer Wirtschaft herstellen möchten, brauchen wir nichts weiter zu tun als die Unternehmen zu verpflichten, den sie betreffenden Wert im Verhältnis zum gesetzlichen Mindestlohn aus dem vergangenen Jahr auf ihren Produkten anzugeben. Ganz einfach (zu bestimmten Vertriebskonstellationen kommen wir noch). Natürlich kann man auch ab einer bestimmten, nicht mehr sozialrelevanten, Größenordnung mit einem X kennzeichnen, um keine Unternehmensgeheimnisse unnötigerweise preisgeben zu müssen.
Wenn der Wert auf einem Produkt angegeben ist, dann können Produktabnehmer und insbesondere Verbraucher ihr Konsumverhalten danach ausrichten, unterliegen aber insoweit keinem Zwang. Wenn wir wollen, dann können wir aber mit unserem eigenen Konsumverhalten ganz gezielt zum Gelingen von sozialer Marktwirtschaft dadurch beitragen, dass wir das sozialere Unternehmen das Geschäft machen lassen. Kein Unternehmen unterliegt jedoch mit Ausnahme der verpflichtenden Angabe irgendeinem Zwang. Es kann selbst entscheiden, ob es an dieser Stelle einen sozialen Wettbewerbsvorteil für sich generieren will oder nicht.
4. Erneuerbare Energie
Die deutsche Gesellschaft hat sich in den vergangenen Jahren darauf geeinigt, dass keine Energie aus Atomkraftwerken mehr erzeugt und aus Gründen des Klimaschutzes die Energiegewinnung auf erneuerbare Energien, wie zum Beispiel Sonnen- oder Windkraft, umgestellt werden soll. Wir haben deswegen als Gesellschaft ein elementares Interesse daran, dass dieser Weg auch effektiv beschritten wird. Auf die Komponente des Klimaschutzes wollen wir an dieser Stelle gar nicht groß eingehen. Es reicht an dieser Stelle aus, dass wir uns darauf konzentrieren, dem gefundenen gesellschaftlichen Konsens zum Erfolg zu verhelfen.
Wir haben ein elementares Interesse daran, dass in einem Unternehmen ein möglichst hoher Anteil der verbrauchten Energie aus erneuerbaren Energien gewonnen wird, weil das dem gesellschaftlichen Konsens entspricht und natürlich auch das Klima schützt.
Wenn wir eine sozial relevante Transparenz in unser Wirtschaft herstellen möchten, brauchen wir nichts weiter zu tun als die Unternehmen zu verpflichten, den sie betreffenden Wert im Verhältnis zum Gesamtenergieverbrauch aus dem vergangenen Jahr auf ihren Produkten anzugeben. Ganz einfach (zu bestimmten Vertriebskonstellationen kommen wir noch). Energie wird in der Regel von Energieversorgern bereitgestellt und den Unternehmen gegenüber abgerechnet. Es wäre kein Problem, die Energieversorger dazu zu verpflichten, den Anteil an erneuerbaren Energien in der von ihnen gelieferten Energie für den Rechnungsempfänger bekannt zu geben. Das funktioniert in anderen Ländern auch (z.B. Stromkennzeichnungsverordnung in Österreich). Diesen angegebenen Wert kann das Unternehmen dann unproblematisch verwenden.
Wenn der Wert auf einem Produkt angegeben ist, dann können Produktabnehmer und insbesondere Verbraucher ihr Konsumverhalten danach ausrichten, unterliegen aber insoweit keinem Zwang. Wenn wir wollen, dann können wir aber mit unserem eigenen Konsumverhalten ganz gezielt zum Gelingen von sozialer Marktwirtschaft dadurch beitragen, dass wir das insoweit sozialere Unternehmen das Geschäft machen lassen. Kein Unternehmen unterliegt jedoch mit Ausnahme der verpflichtenden Angabe irgendeinem Zwang. Es kann selbst entscheiden, ob es an dieser Stelle einen sozialen Wettbewerbsvorteil für sich generieren will oder nicht.
5. Unternehmensinhaber
In der heutigen Zeit sind viele der uns bekannten „deutschen“ Unternehmen gar nicht mehr in deutscher Hand, sondern gehören ganz oder teilweise Personen aus dem Ausland. Das ist zunächst einmal nichts Verwerfliches, sondern entspricht im Allgemeinen unserem Verständnis von globaler Marktwirtschaft. Wenn die Politik große Unternehmen in Krisenzeiten, wie zum Beispiel während der sog. Corona-Krise, mit den Steuermilliarden der deutschen Steuerzahler „rettet“, dann hat das aber zwei Aspekte. Der erste ist der, dass ggf. viele Arbeitsplätze „gerettet“ werden. Davon hört man von der Politik zur Rechtfertigung der eigenen Entscheidungen sehr viel. Der andere Aspekt ist aber der, das mit der „Unternehmensrettung“ das Vermögen des Unternehmensinhabers in Form des Unternehmenswertes „gerettet“ wird. Wenn also zum Beispiel ein deutscher Automobilkonzern zu einem großen Teil Investoren aus Saudi-Arabien gehört, dann „rettet“ Politik und damit der deutsche Steuerzahler saudi-arabisches Vermögen. Davon hört man von der Politik zur Rechtfertigung der eigenen Entscheidung in der Regel nichts. An der „Rettung“ von ausländischen Vermögen kann der deutsche Steuerzahler eigentlich kein besonders großes Interesse haben. Das gilt insbesondere dann, wenn die Unternehmensgewinne der vergangenen Jahre ausgeschüttet und nicht für ausreichende Rücklagen für in Deutschland relevante Krisen verwendet worden sind. Es darf betont werden, dass dies kein nationalistischer Beitrag ist. Es ist die Frage nach dem Sinn der „Verhaftung“ aktueller und zukünftiger deutscher Generationen für Milliardenrückzahlungen, die logischerweise auch mit dem Verlust von persönlicher Freiheit einhergeht. Milliarden erwirtschaften zu müssen und persönlich frei zu sein, passt nicht zusammen.
Unsere Gesellschaft hat ein Interesse daran, zu wissen, ob Unternehmen zumindest mehrheitlich in deutscher Hand sind oder nicht. Dann kann sie für sich selbst entscheiden, ob ihr dies bei ihren Entscheidungen als Produktabnehmer oder als Konsument wichtig ist oder nicht. Auch das ist Freiheit.
Zum Schluss wollen wir noch auf bestimmte Unternehmensformen schauen und den Vorschlag damit abrunden.
Wir leben längst in einer Zeit, in der für jeden beliebigen Zweck Unternehmen in Form von Gesellschaften gegründet werden. Auf diese Weise werden Haftungsrisiken minimiert, Steuervorteile generiert, Arbeitnehmerschutzrechte umgangen oder Spuren zu den wirklichen Unternehmensinhabern verwischt. Wenn wir zu einer möglichst sozialen Verhaltensweise von Unternehmen durch Transparenz beitragen wollen, dann müssen wir den vorhandenen Dschungel etwas lichten. Deswegen müssen wir zum Beispiel bei dem Vertrieb von Produkten die Angaben sowohl auf die Vertriebsgesellschaft wie auch auf die Produzenten- oder Erzeugergesellschaft beziehen. Das geht ohne weiteres und dadurch rundet sich das Bild für den Produktabnehmer oder den Konsumenten eben auch ab. Er oder sie wissen dann , wie viel an sozialen Vorteilen für unsere Gesellschaft er oder sie mit ihrer Entscheidung wirklich generieren.
Auch Dienstleistungen und jede andere Form von Leistungen lassen eine entsprechende Kennzeichnung zu.
Es gibt selbstverständlich auch viele Unternehmen, die exportorientiert arbeiten. Oftmals produzieren sie für die ausländischen Märkte allerdings auch nicht in Deutschland, sondern in Fabriken vor Ort. Trotzdem hat unsere Gesellschaft ein Interesse daran, dass auch exportbasierte Arbeitsplätze in Deutschland entstehen bzw. erhalten bleiben. Wenn ein Unternehmen in Deutschland exportbasierte Arbeitsplätze unterhält, dann kann es das mit einer entsprechenden Quote angeben. Eine Abgrenzung von Arbeitsplätzen mit Bezug zu einem in Deutschland erzielten Umsatz von Arbeitsplätzen mit Bezug zu einem im Ausland erzielten Umsatz ist nicht schwer und es gibt keinen Grund dafür, Transparenz zu beschneiden.
Wenn ein Produzent ohne eine nennenswerte Anzahl von Mitarbeitern auskommt, weil er alles von Robotern erledigen lässt, dann liegt das grundsätzlich nicht in unserem gesellschaftlichen Interesse, weil wir mehr davon haben, dass Menschen arbeiten können, als davon, dass sie Inhaber von roboterproduzierten Konsumgütern werden. Natürlich werden auch Roboter produziert und möglicherweise auch von Menschen. Das ist aber kein Umstand, der den Produzenten bei den Angaben entlasten sollte. Es ist allein seine Entscheidung auf welche Produktionsmittel er zurückgreift und ob es ihm darum geht, Sinn für die Gesellschaft zu stiften oder nicht.
Genau das gleiche gilt für Unternehmen, deren Philosophie darin besteht, möglichst viele Aufgaben auszulagern (sog. Outsourcing oder Leiharbeitertum) . Das müssen sie schließlich nicht und wenn sie es doch machen, um Kosten zu sparen oder Risiken zu umgehen, müssen sie halt auch die damit verbundenen Kennzeichnungsnachteile in Kauf nehmen. Nicht mehr und nicht weniger.
In der Politik ist in Zeiten der sog. Corona-Krise gerade oft die Rede davon, dass das von den Steuerzahlern finanzierte Kurzarbeitergeld gut angelegt sei, weil es der deutschen Gesellschaft noch viel teurer käme, wenn die Arbeitsplätze ohne das Mittel der Kurzarbeit verloren würden. Genauso könnte man aber auch sagen, dass die Investition in das Geschäft mit einem Unternehmen, das sich in Bezug auf die deutsche Gesellschaft sozialer verhält als andere, gut investiertes Geld ist, weil es dazu zu beiträgt, dass unsere Gesellschaft funktioniert, Geld spart und ihre Freiheit erhält.
Wir könnten mit ein paar verpflichtenden Angaben dafür sorgen, dass sich wirklich soziale Marktwirtschaft auch als solches zu erkennen gibt und wir als Allgemeinheit die Chance dazu bekommen, genau diese gewünschte soziale Marktwirtschaft mit unserem Verhalten zu unterstützen und uns selbst damit einen Dienst zu erweisen. Die vier bzw. fünf Angaben führen dazu, dass jeder von uns den ihm besonders wichtigen sozialen Aspekt von Wirtschaft bevorzugt berücksichtigen kann. Junge Menschen können zum Beispiel Verantwortung für die Umwelt übernehmen, in dem sie den Aspekt des Anteils an erneuerbaren Energien für sich selbst in den Vordergrund rücken und die übrige Gesellschaft immer wieder auf die Bedeutung gerade dieses Gesichtspunktes hinweisen. Wir könnten auf diese friedliche Art und Weise Bewegung in das System bringen und zum Gelingen von sozialer Marktwirtschaft beitragen.
Es ist mittlerweile kein Geheimnis mehr, dass sich eine nach Maximierung der Gewinne strebende Wirtschaft und eine nach Maximierung der sozialen Sicherheiten strebende Gesellschaft nicht besonders gut vertragen, weil sich nicht beide, in unterschiedliche Richtungen zeigenden, Ziele gleichzeitig erreichen lassen. Es bedarf deswegen eines Ausgleichs zwischen den beiden sich grundsätzlich widersprechenden Zielen. Natürlich müssen Unternehmen auch Gewinne machen. Das Streben nach Gewinn ist eine der Antriebe, die die Wirtschaft vorantreiben und Unternehmer tagtäglich dazu bringen, große persönliche Risiken auf sich zu nehmen und Besonderes zu leisten. Wir wollen daran nichts ändern und insbesondere auch keine kommunistische Planwirtschaft, die ein freies, nach Gewinn strebendes, Unternehmertum unterdrückt. Wir haben aber ein elementares Interesse an solchen Unternehmen, die das Ziel der Gewinnmaximierung und das Ziel, die sozialen Bedürfnisse der Gesellschaft zu befriedigen, am besten unter einen Hut bringen. Sie mit unserem Einkauf- und Konsumverhalten zu fördern ist eigentlich unser aller Bürgerpflicht.
Es macht wenig Sinn, dass wir auf Kleidungsstücken grüne Knöpfe anbringen lassen, um den Konsumenten dadurch mitzuteilen, dass in den armen Produktionsländern auf faire Arbeitsbedingungen geachtet wurde, wenn wir gleichzeitig die für unsere Gesellschaft viel wichtigeren Belange bei der Kennzeichnung von Produkten nicht berücksichtigen. Gleiches gilt für Angaben zu Tierhaltungsformen oder zur biologischen Herstellung bei Lebensmitteln. Gleiches gilt für Angaben zu Sicherheitsprüfungen bei Spielsachen oder Elektrogeräten. Alles das macht nur dann Sinn, wenn wir die richtigen Prioritäten setzen und an erster Stelle auf die Angaben achten, die für unsere Gesellschaft besonders wichtig sind.
Wir müssen niemanden, der auf dem deutschen Markt Geschäfte machen will, benachteiligen. Wir sollten aber unserer Gesellschaft die Freiheit einräumen, bei allen Entscheidungen das eigene Interesse in den Blick nehmen zu können. Auch sollten wir ein Bewusstsein für die Zusammenhänge zwischen Wirtschaft und Gesellschaft schaffen, das bei Unternehmern zu neuen Handlungsanreizen führt.
Wie immer gilt, dass wir es machen können, wenn wir es machen wollen.
Thomas Guldenkirch (26. April 2020)